Lippmann, Johannes

Johannes Lippmann, Kunstmaler und Lithograph – Träger des Georg-Büchner-Preis und Ehrenbürger der ehem. Gemeinde Lichtenberg.“

Johannes Lippmann wurde am 14. Januar des Jahres 1858 in Offenbach am Main geboren.

Seine Lehrjahre erbrachte er als Lithograph in der Kunstgewerbeschule in Offenbach als auch im Atelier des Ferdinand Klimsch, sowie am Städel in Frankfurt am Main. Studien in Zeichnung und Entwurf nahm er unter anderem bei Professor Paul Schulze-Naumburg in Dresden und München.

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Leibeigenschaft

Leibeigenschaft und Abgabe des 10.

Hessen

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Landgraf Philipp

Diverses Geschichtswissen:

Landgraf Philipp (1518-1567), Philipp der Großmütige, war große Zeit für Hessen!!, Zentrum der Landgrafschaft war Marburg, das Darmstädter Schloss verfiel.

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Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt

Erbauer des Schlosses Lichtenberg: Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt

Zur Person:

Geboren 10. September 1547 in Kassel als jüngster von vier Söhnen des Landgrafen Philipp I. von Hessen, genannt Philipp der Großmütige (Vorkämpfer des Protestantismus), und Christine von Sachsen (Dresden).

Seine Mutter starb sehr früh als er erst zwei Jahre alt war. Der Vater kam durch den Schmalkaldischen Krieg (protestantische Reichsfürsten sollten mit Gewalt gezwungen werden, den alten katholischen Glauben wieder anzunehmen) in Gefangenschaft, so dass Georg bei Verwandten am sächsischen Hof bis zur Freilassung des Vaters 1552 aufwuchs.

Er wird bereits als Kind beschrieben mit kontaktfreudig und allem Neuen aufgeschlossen.

Er ist als junger Mann sehr viel gereist, war musikalisch, ein „modisches Herlein“ und hatte großes Interesse an Architektur, er galt auch als zielstrebig und tief religiös (genannt auch „Georg der Fromme“).

Mit gerade 20 Jahren übernahm er nach dem Tod Philipps I. sein Erbe: die Regentschaft der Obergrafschaft Katzenelnbogen. Nach dem Willen seines Vaters sollte er haben: „die Schlösser, Städte und Ämter Rüsselsheim, Dornberg, Darmstadt, Lichtenberg, Reinheim, Zwingenberg, Auerberg und was mehr in der Obergrafschaft liegt und dazu gehört“.

Mit 23 Jahren Baubeginn des Schlosses „uff dem lichten Berge“ in Lichtenberg.

1572 Heirat mit Magdalene zur Lippe (gestorben 1587) in Kassel, von der er 10 Kinder bekam. Die Ehe war glücklich und harmonisch.

Magdalene galt als eine Schönheit. Georg lernte sie in Kassel am Hof seines Großvaters kennen. Sie war fromm und wohltätig und wurde auch mit der Heiligen Elisabeth verglichen. Sie starb nach der Geburt des letzten Kindes mit 35 Jahren.

1589 zweite Heirat mit Eleonore von Württemberg, mit der er einen weiteren Sohn hatte.

Am 7. Februar 1596 starb Georg I. im Alter von 49 Jahren. In der Darmstädter Stadtkirche ist er zusammen mit seiner ersten Ehefrau bestattet (Epitaph ist bedeutendes Renaissance-Denkmal).

Als Landesherr:

Es gelang Georg eindeutig die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt voran zu bringen. Er war ein guter Haushalter und Regent, hatte die Landgrafschaft mit Schulden übernommen und zu Wohlstand gebracht. In seiner 29jährigen Regierungszeit machte er Hessen-Darmstadt zum Musterstaat.

Zielstrebig hatte er die Ackerbürgerstadt Darmstadt zu einer Residenzstadt gestaltet (Erweiterung Schloss Darmstadt mit Graben und Bastion, neue Regierungsgebäude, Herrngarten), er führte den Schulunterricht ein, die Einwohnerzahl Darmstadts verdoppelte sich und unter seiner Regierung gab es erste Elemente eines Sozialsystems wie z. B. Bau Armenhaus. Georg war aber auch äußerst streng, religiös und hatte rigide Moralvorstellungen; in seiner Regentschaft kam es auch zu Hexenverfolgungen.

Als Bauherr:

Georg I. war künstlerisch veranlagt und hatte eine echte Begabung für Architektur.

Seit seinem Regierungsantritt 1567 bis zum Baubeginn am Lichtenberger Schloss studierte Georg I. regelrecht die auch in Deutschland immer bekannter werdende Renaissancearchitektur. Dieses große Interesse führte ihn auch nach Italien (Venedig, Padua und Verona), insbesondere zu den Entwürfen des Architekten Sebastiano Serlio, der neben Hans Vredemann de Vries ein bedeutender Vertreter der Renaissance als der „Wiedergeburt der Antike“ war. Auch Besuche am Hof in Heidelberg und in Stuttgart ließen die neue Kunstrichtung in ihm reifen.

Die frühesten Hinweise auf den Baustil der Renaissance wird er als junger Prinz in seiner Heimatstadt Kassel erhalten haben, wo seit 1562 das „neue Schloss“ im Stil der Renaissance, allerdings noch mit gotischem Einfluss und vierflügelig, erbaut wurde.

Georg liebte einfache und klare Zierformen und möglichst freie, wenig gestaltete Bauflächen. Skulpturenschmuck und Überladenheit waren nicht seine Sache. Man nannte Schloss Lichtenberg eine „hohe, ernste Baugruppe“! Georgs Baustil war einfach, schlicht, fast nüchtern und auch die Herbheit der geometrischen Stuckdecken spiegelte die Wesensart, den Charakter des Bauherren, waren doch andere Renaissancearbeiten wesentlich verspielter (siehe Heidelberger Schloss oder Stuckdecken im Rittersaal der Burg Breuberg).

Warum nun entschied sich der junge Regent für seinen speziellen Baustil?

Zu seinen Begabungen und Vorlieben kam, dass er unbedingt etwas Eigenständiges schaffen wollte, etwas womit er sich insbesondere von seinem übermächtigen Vater abheben konnte. Er wollte aller Welt zeigen, dass er in der Lage war, etwas Neues zu schaffen!

Den ersten Versuch, in seiner Stilrichtung ein Bauwerk zu errichten, unternahm er in Lichtenberg. Dieses Bauwerk erhielt damit Modellfunktion. Man spricht sogar von einem „Lichtenberger Stil“. (Das Lichtenberger Schloss war absolut der erste Renaissancebau in ganz Südhessen). Weitere Bauwerke folgten dem „Lichtenberger Stil“ wie Jagdschloss Kranichstein, Teile des Darmstädter Schlosses (Paukergang, Kanzlei, Kirchen- und Kaisersaalbau), der alte Pädagog in Darmstadt, das Rathaus in Darmstadt, das Rathaus in Groß-Umstadt sowie einige Bürgerhäuser.

Eine Dreiflügelanlage wie Schloss Lichtenberg war in der Renaissance sehr selten, später im Barock aber absolut üblich, d. h. man kann sagen, Georg I. war in Sachen Baustil seiner Zeit  voraus. In alten Schriften und Urkunden wird Jakob Kesselhut als Baumeister u. a. von Schloss Lichtenberg genannt. Er war mehr Handwerker als Künstler und arbeitete genau nach den Wünschen seines Herrn, so dass man sagen kann, der eigentliche Architekt war der Landgraf selbst!

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Kaisersaal Schloss Lichtenberg

Schloss Lichtenberg wurde 1570-1581 von Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt, auch „der Fromme“ genannt, erbaut. Es war der erste Renaissance-Bau in ganz Südhessen und hatte mit seinem Architekturstil Modellcharakter für viele andere Gebäude, wie z.B. Teile der Darmstädter Residenz, Rathaus, Jagdschloss Kranichstein u. a.

Der Kaisersaal befindet sich im 1. Stock des Südflügels  des Schlosses, direkt daran grenzt der Ahnensaal (heute Sommergalerie) und darüber lagen die persönlichen Gemächer des Landgrafen selbst. Er ist der größte und am aufwendigsten ausgeschmückte Raum.* Besonders hervorzuheben ist  die historische Stuckdecke aus der Erbauungszeit mit ihrer geometrischen, für Georg I. typischen sachlichen Art. Diese Stuckdecke wurde aufgrund von Vorlagen des italienischen Baumeisters Sebastiano Serlio erschaffen. Weiterhin gab es schöne, aufwendige Innenportale aus hochwertigem Holz, die alle Anfang des 20. Jahrhunderts auf Geheiß des Großherzogs nach Darmstadt ins Schloss gebracht und dort aufgebaut wurden. Leider fielen sie dann dem Feuer im 2. Weltkrieg zum Opfer. Zu Genießen gibt es in Lichtenberg noch den wunderschönen Ausblick aus den zahlreichen Fenstern des Kaisersaals und last but not least einige Dutzend Original-Gemälde des „Odenwald-Malers“ Professor Johannes Lippmann (Georg-Büchner-Preisträger und Ehrenbürger von Lichtenberg), der viele Jahre in Lichtenberg mit seiner Familie gelebt hatte.

Früher zu landgräflichen Zeiten wurden große Feste im Kaisersaal gefeiert und auch heute lebt diese Tradition weiter: zusammen mit  den neu renovierten Räumen der Schlosskapelle und des Standesamtes hat man mit dem Kaisersaal die ideale Location für Hochzeiten. Diesen Raum kann man natürlich auch für andere Anlässe mieten und auch der Kultur- und Verkehrsverein zieht mit seinen klassischen Schlosskonzerten im Kaisersaal viele Kunstfreunde von weither  in das schöne Fischbachtal☺

*Der Name Kaisersaal kommt sehr wahrscheinlich aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Damals hatte jeder Fürst einen prächtigen, großen Raum bereitzuhalten, falls der Kaiser zu Besuch kam, um vor Ort zu repräsentieren und mit den versammelten Fürsten des Reiches zu beraten.

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Justus Liebig und seine Verwandtschaft in Niedernhausen

„Justus Liebig und seine Verwandtschaft in Niedernhausen.“

Zu den ältesten Familiennamen im Fischbachtal, bzw. in Niedernhausen, gehört der Name Liebig.

Der erste Liebig der sich hier ansiedelte war Hans Heinrich Liebig. Er war am 11.2.1641 in Reinheim geboren worden und hatte sich mit der Tochter eines Schultheißen aus Niedernhausen verheiratet.

Hans Heinrich war ebenfalls lange Jahre Schultheiß in Niedernhausen, wie sein Schwiegervater zuvor, am 10. November 1727 verstarb er. Hans Heinrich war damit der UrUropa (also Ururgroßvater) von Justus Liebig.

Einer seiner Söhne war Johann Sebastian Liebig, er wurde am 17.3. 1719 geboren und wirkte als Gemeinsmann und Hofmann in Niedernhausen. Gestorben ist er am 19. November 1794 in Groß-Bieberau. Mit seiner Frau Margaretha hatte er insgesamt 9 Kinder. Der Uropa (Urgroßvater von Justus Liebig).

Einer dieser Kinder war Johann Ludwig Liebig, der am 28.4.1747 geboren wurde. Er war Schuhmachermeister in Groß-Bieberau und hatte mit seiner Frau Maria Katharina Abel insgesamt 11 Kinder. Gestorben ist er in Darmstadt am 23. Oktober 1818. Er ist der Opa (also Großvater) von Justus Liebig.

Von den genannten 11 Kindern war einer Johann Georg Liebig, ein Handelsmann und Drogist in Darmstadt. Er wurde am 10.4.1775 geboren und beendete seine Lebenszeit am 28.4. 1850 in Darmstadt. Seine Frau war Maria Caroline Fuchs. Diese beiden waren die Eltern, unter anderem, von jenem Justus Liebig der auch heute noch weitläufig bekannt ist.

Justus Liebig wurde am 12. Mai des Jahres 1803 in Darmstadt geboren. Sein Vater war, wie bereits oben erwähnt, Drogist und handelte mit Farben. Der kleine Justus experimentierte wohl bereits früh in der Werkstatt seines Vaters. Wahrscheinlich entwickelte sich hierbei seine große Neigung zur Chemie.

Bald besuchte er das Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt, musste es aber schon in der Sekunda beenden. Die Leistungen des jungen Liebig beschreiben wohl am besten die Worte eines ehemaligen Lehrers: “Du bist ein Schafskopf! Bei dir reicht es nicht mal zum Apothekerlehrling!”. Ganz so unrecht hatte er, zumindest mit dem zweiten Teil seiner Aussage nicht, wie sich bald zeigen sollte. Seine Lehre als Apotheker brach er vorzeitig ab, vielleicht musste er diese auch abbrechen, denn er verursachte mit privaten Versuchen mit Knallsilber im Dachstuhl der Apotheke einen Brand. Schauplatz des ganzen war Heppenheim.

Die Folge war die Rückkehr des jungen Justus in die Handlung seines Vaters wo er ihm nun in seiner Werkstatt zur Hand gehen sollte. In seiner Freizeit trieb ihn sein Interesse an der Chemie immer wieder in die Großherzogliche Bibliothek, hiermit schuf er sich einen autodidaktischen Grundstock an Wissen.

Der Vater half seinem Sohn indes schnell weiter. Er vermittelte ihm ein Studium der Chemie in Bonn bei Karl Wilhelm Gottlob Kastner. Hier wurde sein Talent schnell erkannt und er durfte als dessen Assistent im Labor mitarbeiten. Später folgte er Kastner an die Universität in Erlangen und schrieb dort seine Doktorarbeit mit dem Titel “Über das Verhältnis der Mineralchemie zur Pflanzenchemie”.

Liebig scheint ein auflehnender Student gewesen zu sein, demonstrierte er doch mit der Burschenschaft gegen die Obrigkeit und wurde als Folge davon Polizeilich gesucht. Der junge Justus floh nach Hause.

Trotz alledem erhielt er ein Stipendium des Großherzog Ludwig I. von Hessen an der Pariser Universität, vor allen Dingen hatte er dies wohl der Fürsprache seines Lehrers und Mentors Prof. Kastner zu verdanken. Liebig hatte weiter Glück, durch einige seiner Arbeiten über Knallquecksilber wurde Alexander von Humboldt auf ihn aufmerksam und empfahl den erst 21 Jahre alten Liebig erneut dem hessischen Großherzog. So kam es das dieser 1824/25 bereits Professor für Chemie und Pharmazie an der Gießener Universität wurde. Mit viel Reichtum war diese Berufung nicht gerade verbunden und er musste sich nebenbei etwas hinzu verdienen mit der Ausbildung von Apothekergehilfen.

In den kommenden Jahren wurde die Anerkennung für Liebig immer größer. Die Universitäten in Reval, Göttingen, St. Petersburg, Wien, London und Heidelberg warben um ihn, doch er lehnte immer wieder ab und blieb Gießen treu. Erst als König Maximilian II. von Bayern persönlich ihn einlud und ihm in München ein Haus mit einem neu aufzubauenden Institut anbot zog es ihn im Jahr 1852 nach München.

Durch seine erfolgreiche Arbeit kamen ihm zahlreiche Ehrungen aus dem In- und Ausland zu. Ein Glanzpunkt seines Schaffens bildete unter anderem die Entwicklung des Superphosphat-Düngers für die Landwirtschaft. Hierdurch wurde er Mitbegründer der Bayerischen Aktiengesellschaft für chemische und landwirtschaftliche Fabrikate, diese existiert in Form einer Nachfolgegesellschaft mit Namen Süd-Chemie auch heute noch. Im Jahr 1859 wurde er zum Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften berufen, dieses Amt begleitete er bis zu seinem Tod. Drei Jahre später wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt München zuteil.

Justus Liebig starb am 18. April 1873 in München an einer Lungenentzündung. Sein Grab ist heute noch zu besuchen auf dem alten Münchener Südfriedhof im Glockenbachviertel.

Zu Liebigs wichtigsten Entdeckungen zählen unter anderem der Mineraldünger, ein Fleischextrakt, Backpulver und Babynahrung – aber auch chemische Apparate sind auf ihn zurückzuführen.

Seine Verwandtschaft in Niedernhausen hat er, wenn man einer Geschichte des Lehrer und Heimatkundlers Heinrich Eidmann Glauben schenken darf, auch trotz seines Aufstieges nicht vergessen.

Folgende Geschichte stammt aus seiner Erzählung:

Aus dem Hause Liebig (die sich mittlerweile von Stein schrieben) in Niedernhausen brachte die Tochter Annemarie jedes Wochenende als “Buttermädchen” Butter, Handkäse und Eier nach Darmstadt. Während sie die Butter und den Handkäse in einer großen Buttermanne auf dem Kopf trug, hatte sie die Eier in einem Henkelkorb am Arm hängen. Den weiten Weg hin und zurück legte sie zu Fuß zurück und nahm nur selten die Postkutsche. In der Stadt besuchte sie auch die Eltern von Justus Liebig, den sie von Jugend auf kannte. Daheim erzählte sie eines Tages, dass sie erfahren habe, dass der Justus ein berühmter Mann geworden sei. Jahrelang hatte sie in nicht mehr gesehen, bis sie bei einem Besuch in seinem Elternhaus hörte, dass er an dem betreffenden Tag in Darmstadt zu Besuch sei. Er sei in der “Traube” mit vornehmen Herren bei einer Tagung. Annemarie hatte natürlich nicht so viel Zeit, um die Heimkehr des Vetters abzuwarten, wollte diesen aber wieder sehen. Sie ging daher ins Hotel Traube und bat den Pförtner, ihr den Freiherren von Liebig herauszurufen. Dieser machte jedoch Schwierigkeiten und wollte sie nicht vorlassen; doch Annemarie ließ sich nicht so leicht abweisen. Schließlich hatte sie Erfolg. Der Diener ging, und bald kam Justus heraus. Er begrüßte die Verwandte aus Niedernhausen herzlich, fasste sie am Arm und führte sie in das Konferenzzimmer. Dort stellte er sie den Herren vor mit den Worten “hier bringe ich Ihnen mein Bäschen aus dem Odenwald”. Sie musste sich neben ihn setzen und Anstoßen. Wieder zu Hause hat sie alles erzählt und gemeint, im typischen Dialekt: “De Justus woar sou frouh, wie är mich gesähe hott; er hott sich gornet mit meer gescheemt. Awer ich hab mich gescheemt vor denne feine Herrn, ich hatt erst noch die “Bottermanne” uffm Kopp, wie er mich in des Zimmer gefiehrt hott”.

Das Haus wurde in den 1970er Jahren abgerissen – Standort war zwischen der heutigen “Pizzeria” und der Bushaltestelle “Schnurrgasse” anstelle der jetzt dort befindlichen Reihenhäuser an der Hauptstraße von Niedernhausen.

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Hintergrundinfo Schloss

Hintergrundinfo zu Führung II: Schloss und Museum

Wie kommt das kleine Fischbachtal zu einem so großen Schloss?

Die Wahl Landgraf Georgs I. neben der Residenz in Darmstadt ein zweites Schloss zu bauen, fiel aus verschiedenen Gründen auf Lichtenberg:

  • Territorialer Mittelpunkt – Lichtenberg galt noch immer als Schwerpunkt der Obergrafschaft Katzenelnbogen, mittlerweile Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Die Burg war zu einer fürstlichen Landesfestung ausgebaut worden (Bollwerk u.a.).
  • Lichtenberg war ein Ort mit „gesunder Luft“. Gerade im 16.Jahrhundert mit seinen zahlreichen seuchenartigen Krankheiten wie z.B. der Pest  war es für die fürstliche Familie mit ihrem Gefolge wichtig, einen gesunden Ort aufsuchen zu können.
  • Im Bereich der Kernburg befand sich bereits ein neuzeitliches, größeres spätgotisches Gebäude (Ostflügel, erbaut Anfang 16. JH, spätgotisch flaches Dach),  welches durch Umbauten dem Stil der Renaissance angepasst und modernisiert werden konnte.
  • Und evtl. der wichtigste Grund: Für seine geplante Hochzeit benötigte Georg I. noch einen standesgemäßen Witwensitz.  Dafür war Lichtenberg ideal, denn es hatte neben seinen genannten Vorzügen auch monetäre Einkünfte aus dem Amt Lichtenberg und das Darmstädter Schloss befand sich zu dieser Zeit in einem sehr notdürftigen Zustand (bedingt durch Zerstörungen im Schmalkaldischen Krieg).

Gut, dass unser Landgraf damals heiraten wollte und seiner Braut Lichtenberg so gut gefallen hat, denn sonst hätten wir nie unser schönes Fischbachtaler Wahrzeichen bekommen☺

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Hintergrundinfo Bollwerk

Hintergrundinfo zu Führung I: Lichtenberg u. das Schloss

DAS BOLLWERK

Mächtiger Geschützturm aus dem Jahr 1503, Erbauung unter Landgraf Wilhelm II. (Großvater vom Schlosserbauer Landgraf Georg I.). Bollwerk hat schon 500. Geburtstag gefeiert!

Im Volksmund auch „Krautbütt“ genannt (wegen Ähnlichkeit mit den fassartigen Gefäßen zur Aufbewahrung des Sauerkrauts, die, aus Sandstein gehauen, früher in den Kellern der Bauernhäuser standen und heute oft als Blumentröge in Gärten und Höfen stehen).

Der Bau des Bollwerks als Teil der Festung wurde wegen der Erfindung des Schießpulvers erforderlich und war wichtiger Teil des Umbaus der mittelalterlichen Burg zu einer neuzeitlichen landesfürstlichen Festung. Konkreter Anlass war damals ein drohender Krieg zwischen Hessen und der Kurpfalz. (1504 kam es dann tatsächlich zum bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg, bei dem Lichtenberg verschont blieb, dem Landgrafen aber das pfälzische Groß-Umstadt zufiel. Im 30jährigen Krieg (1618-1648) war das Bollwerk einer der bedeutendsten Stützpunkte im Odenwald.)

Architektur: Der „Batterie-Turm“ ist 15 m hoch, hat 3 Geschosse, einen Umfang von 60 m, 6 m dicke Mauern. Zur Verteidigung des Eingangs ist unmittelbar darüber eine Pechnase mit gotischen Verzierungen (es konnte kochende Flüssigkeit auf den Feind geschüttet werden). Der untere Innenraum besitzt 4 große Schießscharten, die für Geschütze/Kanonen bestimmt waren (die hier noch 1735 aufgestellt waren). Der kreisrunde Schacht in der Mitte des Turms diente dem Abzug der Pulvergase, dem Transport von Geschützrohren, Munition sowie Proviant und der Durchsage von Befehlen.

Im ersten Geschoss befinden sich Schießnischen, die gerade so groß sind, dass Büchsenschützen darin stehen konnten.

Im Treppenverlauf folgen verschiedene Schießscharten und ein in spätgotischen Formen gehaltener Eingang einer Abortanlage (als vorspringender Erker von außen sichtbar).

Das oberste, offene Geschoss diente als Wehrplatte der Aufstellung von größeren Geschützen und ehemals stand hier noch ein kleines Wachthaus, das den Eingang der Treppe schützte (man kann das Fundament noch gut erkennen).

Optimale Lage auf einer alleinstehenden Granitkuppe (260m), ideal um die damalige Siedlung und das Schloss selbst zu schützen. Von hier aus konnte man alle Zugangswege zum Schloss unter Feuer nehmen.

Prächtige Rundsicht, die wir auch noch heute genießen können:

1.Treppe hoch: nach Südwesten Blick Richtung Dorfende Lichtenberg steigt die Altscheuer mit der Heuneburg (376m) auf,

nach Süden liegt unter uns das Dorf Lichtenberg, dahinter Obernhausen mit dem südlichen Teil von Niedernhausen und auf der Höhe Nonrod (350m),

weiter nach rechts das obere Fischbachtal, im Vordergrund zunächst der Herrnsee (weite Wiesenfläche, die 1623 durch Ablassung des Sees, ein ehemaliger Fischteich der Landgrafen, geschaffen wurde.), dahinter ahnt man Billings, oben sichtbar ein wenig von Messbach (im Wald Rimdidim (498m)) und am Talende die ersten Häuser von Steinau und darüber die dichtbewaldete Neunkirchner Höhe (605,5m), höchster Berg des hessischen Odenwaldes (Radarturm erkennbar, Kaiserturm leider nicht),

nach Westen Blick Richtung Bergstraße, Neutscher Windräder, daneben der Frankenstein (394m) mit gleichnamiger Burg und bei guter Sicht den Taunus,

2. Treppe hoch: nach Nordosten Blick über Groß-Bieberau, Reinheimer Bucht, Dieburg, Groß-Umstadt,

weiter nach Osten Blick auf den Basaltkegel des Forstberges (236m) bei Ueberau, sowie den Basaltkegel des Otzbergs und der östliche Odenwald.

Der Sage nach soll es einen unterirdischen Gang zwischen Bollwerk und Schloss gegeben haben (nicht möglich zur damaligen Zeit bei felsigem Boden!). Tatsächlich hat einmal ein starker Palisadenzaun die beiden Gebäude verbunden.

Neben Maurern und Steinmetzen wurden viele Bauarbeiten im Frondienst (Dienstleistung von Bauern an ihre Grundherren) ausgeführt, vor allem der Transport von Baumaterial.

Nachdem  Mitte des 18.JH fast alle Verteidigungsmittel (Kanonen, Handfeuerwaffen) nach Darmstadt abtransportiert wurden, verlor das Bollwerk seine Funktion als Verteidigungsturm und verwahrloste.

1827 Beschreibung des Bollwerks vom Topographen Wagner: „Das Bollwerk befindet sich nicht weit vom Schlosse, ist ein runder, halbverfallener, mit Gesträuch bewachsener Thurm, der von ausnehmender Festigkeit ist.“

Tatsächlich stand zur damaligen Zeit ein Baum oben auf!

Ab 1829 erfolgten Reparaturen, da mittlerweile Fremde wegen der Aussicht (Zeit der Romantik) zur Besichtigung kamen. 1845 wurde vom Oberfinanzrat angeordnet, den Baum zu entfernen und die Treppe von Gras zu befreien.

Im 2. Weltkrieg diente das Bollwerk der Bevölkerung als Schutzkeller bei Fliegeralarm.

Bis heute ist das Bollwerk ein weithin sichtbares Wahrzeichen Lichtenbergs und beliebter Aussichtspunkt.

Wichtig bei Führung Bollwerk: Nur mit Gästen erkundbar, die gut zu Fuß sind. Unbedingt eine Taschenlampe mitnehmen, da es im Treppenverlauf stellenweise sehr dunkel ist. Immer beim Verlassen der oberen Wehrplatte die Eisentür offen lassen. Den Schlüssel für die Eingangstür bekommt man bei Lina Muth.

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Hintergrundinfo Bollwerk (kurz)

Hintergrundinfo zu Führung I: Lichtenberg u. das Schloss

DAS BOLLWERK (kurzgefasst)

  • Geschützturm aus dem Jahr 1503,
  • im Volksmund auch „Krautbütt“ genannt.
  • Der Bau des Bollwerks als Teil der Festung wurde wegen der Erfindung des Schießpulvers erforderlich und war wichtiger Teil des Umbaus der mittelalterlichen Burg zu einer neuzeitlichen landesfürstlichen Festung. Große Bedeutung im 30-jährigen Krieg als wichtiger Stützpunkt und im 2. Weltkrieg als Schutzkeller bei Fliegeralarm.
  • Architektur: Der Turm ist 15 m hoch, hat 3 Geschosse,
  • einen Umfang von 60 m,

6 m dicke Mauern, die großen Löcher sind Schießscharten,

  • zur Verteidigung des Eingangs ist unmittelbar darüber eine Pechnase
  • Schießnischen für Handfeuerwaffen und große Schießscharten für Geschütze
  • Abortanlage
  • Das oberste, offene Geschoss Wehrplatte für Aufstellung von größeren Geschützen.
  • Optimale Lage auf einer alleinstehenden Granitkuppe, ideal um die damalige Siedlung und das Schloss zu schützen.
  • Prächtige Rundsicht: Norden/Osten/Westen/Süden
  • Der Sage nach soll es einen unterirdischen Gang gegeben haben.
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Heuneburg

Heuneburg, früher auch Hainenburg, nennt man die Überreste einer alten Wallanlage auf einem Höhenrücken bei Lichtenberg. Es ist das bedeutensde Bodendenkmal im Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Aus “Die Gemeinde Fischbachtal und ihre Ortsteile” Seite 25: Die Ringwälle wurden als Schutzburgen gegen die Germanen errichtet.

Man ging früher davon aus, die Anlage sei etwa 100 nach Christus als kleine Fliehburg in der keltisch-germanischen Zeit erbaut worden.

Heute ist davon auszugehen, dass es sich um eine Anlage aus der Zeit der alamannischen Okkupation, etwa 4./5. Jahrhundert nach Christus, handelt. Diese diente wohl einem regionalen Herrscher (Kleinkönig) als Sitz. Für eine Fliehburg ist die Anlage mit ca. 2,1 ha als zu klein anzusehen.

Die Heuneburg hatte in etwa eine ovale Form und erreichte eine Ausdehnung von 180 zu 120 Metern.

Bei Grabungen konnte man feststellen, dass die einstige Mauer einen Durchmesser von 3- 3,50 Metern hatte. Sie war im typischen keltischen Stil aus- geführt, d.h. sie war mit schweren Holzbalken versehen und mit Granit befüllt.

Heute findet man dies alles in der genannten Form nicht mehr im Wald. Aber der aufmerksame Besucher wird noch immer die Wallanlangen erkennen können und damit die Ausdehnung der einstigen Anlage erahnen.

Ganz in der Nähe findet man auch die ehemalige Holzarbeiterunterkunft „Hütte Kernbach“ – eine Wanderung auf die Heuneburg von Lichtenberg aus ist ein sehr schöner Waldspaziergang durch teilweise uralte Buchenwälder

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