Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt

Erbauer des Schlosses Lichtenberg: Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt

Zur Person:

Geboren 10. September 1547 in Kassel als jüngster von vier Söhnen des Landgrafen Philipp I. von Hessen, genannt Philipp der Großmütige (Vorkämpfer des Protestantismus), und Christine von Sachsen (Dresden).

Seine Mutter starb sehr früh als er erst zwei Jahre alt war. Der Vater kam durch den Schmalkaldischen Krieg (protestantische Reichsfürsten sollten mit Gewalt gezwungen werden, den alten katholischen Glauben wieder anzunehmen) in Gefangenschaft, so dass Georg bei Verwandten am sächsischen Hof bis zur Freilassung des Vaters 1552 aufwuchs.

Er wird bereits als Kind beschrieben mit kontaktfreudig und allem Neuen aufgeschlossen.

Er ist als junger Mann sehr viel gereist, war musikalisch, ein „modisches Herlein“ und hatte großes Interesse an Architektur, er galt auch als zielstrebig und tief religiös (genannt auch „Georg der Fromme“).

Mit gerade 20 Jahren übernahm er nach dem Tod Philipps I. sein Erbe: die Regentschaft der Obergrafschaft Katzenelnbogen. Nach dem Willen seines Vaters sollte er haben: „die Schlösser, Städte und Ämter Rüsselsheim, Dornberg, Darmstadt, Lichtenberg, Reinheim, Zwingenberg, Auerberg und was mehr in der Obergrafschaft liegt und dazu gehört“.

Mit 23 Jahren Baubeginn des Schlosses „uff dem lichten Berge“ in Lichtenberg.

1572 Heirat mit Magdalene zur Lippe (gestorben 1587) in Kassel, von der er 10 Kinder bekam. Die Ehe war glücklich und harmonisch.

Magdalene galt als eine Schönheit. Georg lernte sie in Kassel am Hof seines Großvaters kennen. Sie war fromm und wohltätig und wurde auch mit der Heiligen Elisabeth verglichen. Sie starb nach der Geburt des letzten Kindes mit 35 Jahren.

1589 zweite Heirat mit Eleonore von Württemberg, mit der er einen weiteren Sohn hatte.

Am 7. Februar 1596 starb Georg I. im Alter von 49 Jahren. In der Darmstädter Stadtkirche ist er zusammen mit seiner ersten Ehefrau bestattet (Epitaph ist bedeutendes Renaissance-Denkmal).

Als Landesherr:

Es gelang Georg eindeutig die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt voran zu bringen. Er war ein guter Haushalter und Regent, hatte die Landgrafschaft mit Schulden übernommen und zu Wohlstand gebracht. In seiner 29jährigen Regierungszeit machte er Hessen-Darmstadt zum Musterstaat.

Zielstrebig hatte er die Ackerbürgerstadt Darmstadt zu einer Residenzstadt gestaltet (Erweiterung Schloss Darmstadt mit Graben und Bastion, neue Regierungsgebäude, Herrngarten), er führte den Schulunterricht ein, die Einwohnerzahl Darmstadts verdoppelte sich und unter seiner Regierung gab es erste Elemente eines Sozialsystems wie z. B. Bau Armenhaus. Georg war aber auch äußerst streng, religiös und hatte rigide Moralvorstellungen; in seiner Regentschaft kam es auch zu Hexenverfolgungen.

Als Bauherr:

Georg I. war künstlerisch veranlagt und hatte eine echte Begabung für Architektur.

Seit seinem Regierungsantritt 1567 bis zum Baubeginn am Lichtenberger Schloss studierte Georg I. regelrecht die auch in Deutschland immer bekannter werdende Renaissancearchitektur. Dieses große Interesse führte ihn auch nach Italien (Venedig, Padua und Verona), insbesondere zu den Entwürfen des Architekten Sebastiano Serlio, der neben Hans Vredemann de Vries ein bedeutender Vertreter der Renaissance als der „Wiedergeburt der Antike“ war. Auch Besuche am Hof in Heidelberg und in Stuttgart ließen die neue Kunstrichtung in ihm reifen.

Die frühesten Hinweise auf den Baustil der Renaissance wird er als junger Prinz in seiner Heimatstadt Kassel erhalten haben, wo seit 1562 das „neue Schloss“ im Stil der Renaissance, allerdings noch mit gotischem Einfluss und vierflügelig, erbaut wurde.

Georg liebte einfache und klare Zierformen und möglichst freie, wenig gestaltete Bauflächen. Skulpturenschmuck und Überladenheit waren nicht seine Sache. Man nannte Schloss Lichtenberg eine „hohe, ernste Baugruppe“! Georgs Baustil war einfach, schlicht, fast nüchtern und auch die Herbheit der geometrischen Stuckdecken spiegelte die Wesensart, den Charakter des Bauherren, waren doch andere Renaissancearbeiten wesentlich verspielter (siehe Heidelberger Schloss oder Stuckdecken im Rittersaal der Burg Breuberg).

Warum nun entschied sich der junge Regent für seinen speziellen Baustil?

Zu seinen Begabungen und Vorlieben kam, dass er unbedingt etwas Eigenständiges schaffen wollte, etwas womit er sich insbesondere von seinem übermächtigen Vater abheben konnte. Er wollte aller Welt zeigen, dass er in der Lage war, etwas Neues zu schaffen!

Den ersten Versuch, in seiner Stilrichtung ein Bauwerk zu errichten, unternahm er in Lichtenberg. Dieses Bauwerk erhielt damit Modellfunktion. Man spricht sogar von einem „Lichtenberger Stil“. (Das Lichtenberger Schloss war absolut der erste Renaissancebau in ganz Südhessen). Weitere Bauwerke folgten dem „Lichtenberger Stil“ wie Jagdschloss Kranichstein, Teile des Darmstädter Schlosses (Paukergang, Kanzlei, Kirchen- und Kaisersaalbau), der alte Pädagog in Darmstadt, das Rathaus in Darmstadt, das Rathaus in Groß-Umstadt sowie einige Bürgerhäuser.

Eine Dreiflügelanlage wie Schloss Lichtenberg war in der Renaissance sehr selten, später im Barock aber absolut üblich, d. h. man kann sagen, Georg I. war in Sachen Baustil seiner Zeit  voraus. In alten Schriften und Urkunden wird Jakob Kesselhut als Baumeister u. a. von Schloss Lichtenberg genannt. Er war mehr Handwerker als Künstler und arbeitete genau nach den Wünschen seines Herrn, so dass man sagen kann, der eigentliche Architekt war der Landgraf selbst!

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