Schlosskapelle Lichtenberg

Hintergrundinfo zu Führung II: Schlosskapelle Lichtenberg

 1571 wurde der südliche Raum im Erdgeschoss des Ostflügels erstmals als Kirche genutzt, wie eine bis heute erhaltene Inschrift zeigt: „Verbum Dei manet in aeternum“ auf Deutsch: „Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit!“ (dieser theologische Glaubenssatz wurde vom Bauherren Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt, mit dem Beinamen „der Fromme“, anbringen lassen und er erinnerte damit an seinen Vater Philipp von Hessen, dessen Leitsatz er war).

Ebenfalls an dieser Wand das Wappen:  der Grafen von Katzenelnbogen (rote Katze) sowie der Landgrafen von Hessen (roter Löwe mit weißen Streifen).

Nur wenige Jahre später (nach 1571) wurde die Kirchennutzung in die Geschosse darüber verlegt.

Erst 1712 wurde die Schlosskirche wieder ins Erdgeschoss verlagert. Zu diesem Zeitpunkt wurde restauratorischen Untersuchungen zufolge die Kanzel an der Südwand angeordnet.

Die restauratorischen Befunduntersuchungen haben verschiedene historische Wandfassungen nachgewiesen. Im 16. JH (d. h. zur Bauzeit) waren die Wände demnach weiß gestrichen, die Fenster waren rot umrandet und von einem schwarzen Begleitstrich umrahmt, eine typische Ausstattung der Renaissance.

Zur Ausstattungsphase von 1712 gehört hingegen ein hellgelber Wandton.

Die Holzsäulen wurden erst 1808 zur Lastabtragung eingebracht, als das erste Obergeschoss als Fruchtspeicher genutzt wurde.

Aus dem frühen 20. Jahrhundert haben sich Pläne und Fotografien erhalten, die die zeitgenössische Ausstattung der Kirche mit Ziegelboden, Kirchenbänken, Emporen und Kanzel zeigen.

Der Altar wurde übrigens aus Resten der ehemaligen Empore gebaut.

Bemerkenswert: Die Wölbung der Außenmauer bedingt durch die Verwendung von Fundamenten aus der Ringmauer der Grafenburg. Mauerdicke ca. 2 Meter (im übrigen Schloss 1,50 Meter).

Gemälde „Maria mit dem Jesuskind und Knaben Johannes desTäufers

wurde anlässlich der Renovierung der Schlosskapelle ebenfalls restauriert. Wahrscheinlich ist es im 18. JH entstanden. Viele Maler der italienischen Renaissance malten dieses Motiv (u. A. Raffael) und auch als Rundbild (Tondo) wie unser Gemälde. Ursprünglich war unser Gemälde größer und hatte einen einfarbigen Hintergrund. Wahrscheinlich wurde es im 19. JH von viereckig auf rund beschnitten. Dabei wurde auch der Hintergrund übermalt und eine weite Gebirgslandschaft hinzugefügt. Johannes d. T. wurde wohl am stärksten beschnitten. Er hält dem Jesuskind den Schriftband hin: „ECCE AGNUS DEI  (Siehe das Lamm Gottes)“, womit er auf dessen späteres Schicksal hinweist.

Die Kirche wurde 2009-2010 nach historischem Vorbild restauriert und präsentiert sich nun als Kirchenraum mit sakraler Ausstrahlung. Man wählte für die Farbe der Wände den hellgelben Wandton aus der Ausstattungsphase von 1712.

Neben dem Mittelbalken wurde ein Zeitfenster offen gelassen, bei dem man die Originalfarbe noch sehen kann. Neben der Eingangstür (vom Treppenturm) wurde ein weiteres Zeitfenster belassen aus der Zeit des ersten Anstrichs vom 16. JH.

Die Restaurierung wurde vom Hessischen Immobilienmanagement beauftragt und denkmalpflegerisch begleitet durch die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen.

Die Gottesdienste der ev. Kirchengemeinde Niedernhausen finden einmal monatlich statt. Großen Zuspruch findet die Schlosskapelle für Trauungen und somit konnte durch Standesamt, Kaisersaal und Renaissancegarten die ideale Location für Hochzeiten geschaffen werden. Es fehlt nur noch die Honeymoon-Suite…☺

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