Führung Vorburg

Führung III.  Vorburg Lichtenberg (Erkenntisstand 30.8.2013)

Allgemein

Die Herren von der ersten Burg Lichtenberg waren die Grafen von Katzenelnbogen (und für eine Zeitlang im 14. JH  die Grafen von Sponheim).

Zehntscheune, Marstall und wahrscheinlich auch Zwischengebäude (ehemals evtl. Burgschmiede?) wurden aber von den Landgrafen von Hessen erbaut, nachdem sie die Anlage von den Grafen von Katzenelnbogen geerbt hatten (nach 1479).

Ältester, mittelalterlicher Bestandteil unserer Vorburg ist die Außenmauer (Burg- oder Wehrmauer der Grafen v. Katzenelnbogen). Man nutzte diese Wehrmauer, verstärkte sie im oberen Bereich, um dann das Gebälk der Dachkonstruktion der drei Gebäude darauf zu legen. Den Abschluss der inneren Vorburg bildet der Torturm. Dieser ist spätgotisch und somit dem Spätmittelalter zuzuordnen. Renoviert wurde er 1855. Er wurde beim Bau des Renaissanceschlosses mit dem langgestreckten Torbau verbunden (Torhaus heute vermietet).

Im Laufe der nächsten Monate werden durch die HI noch Untersuchungen beauftragt, die  Näheres über die Erbauung  hervorbringen werden. 

Wichtig für Führungen: maximale Besuchergruppe 10-12 Personen, da in den oberen Stockwerken Einbruchgefahr besteht!

Marstall EG

Der Marstall war in erster Linie Stallung für die Pferde und später auch für die Kutschen. In den oberen Geschossen wurden die Ernteabgaben gelagert. Somit war dieses Gebäude zunächst Stall und Zehntscheune in einem. bis später –wahrscheinlich aus Platzbedarf- eine Zehntscheune für die Lagerung der Ernte auf die östliche Wehrmauer gebaut wurde.

Bis Anfang des 19. JH hatten die Bauern Abgaben (Steuern) an ihren Grundherren zu zahlen. Dies wurde nicht mit Geld gemacht, sondern mit Naturalien, in der Regel mit dem 10. Teil der Ernte (daher auch „Zehntscheune“).

(Im Großherzogtum Hessen wurde die Aufhebung der Leibeigenschaft per Gesetz vom 25. Mai 1811 verordnet und zum 13. Juli 1813 rechtskräftig. Es wurde eine Entschädigungsleistung der ehemaligen Leibeigenen an die vormaligen Leibherren vorgesehen.)

Bau des Marstalls im letzten Quartal des 15. JH. , also spätmittelalterlich (zeitl. Bestimmung aufgrund dendrochronologischer Untersuchung der Eiche-Pfosten im EG – genaues Datum?), Erbauung evtl. zusammen mit dem ersten Ostgebäude des Schlosses.

Die Eiche-Ständer (Pfosten) sind holzverzapft und noch original. Auf dem Boden liegt Kopfsteinpflaster, welches teilweise beschädigt ist und mit Erdmaterial zugeschüttet wurde, damit der alljährliche Adventsmarkt ausgerichtet werden kann.

Im vorderen Bereich ist eine Futtermiete im Boden eingelassen (Bauzeit noch nicht geklärt).

Im hinteren Bereich ist an den Holzpfosten erkennbar, wo die Einteilung der Ställe war.

Ganz in der Ecke findet sich –wahrscheinlich aus der Erbauungszeit- eine hölzerne Futterkrippe.

In der östlichen Ecke kann man erkennen, dass in einer Bauerweiterung der ehemals vorhandene Eckturm der Wehrmauer in den Marstall integriert wurde.

Von unten betrachtet sieht man in der Decke zum ersten Geschoss rot-weiße Bretter. Dabei handelt es sich um die hölzernen Klappläden des Schlosses (siehe alte Postkarte) aus der Zeit des Schlosshotels Schellhaas. Diese Klappläden wurden nach dem 1. Weltkrieg entfernt und fanden hier teilweise Verwendung  (Farbe rot/weiß = Hoheitsfarbe Hessen).

Der vorhandene Schweinestall wurde wahrscheinlich im 19. JH eingebaut und diente den Schlossbewohnern für die Unterbringung ihrer Mastschweine.

Bau der vorhandenen Garage im 20. JH; diese wird im Auftrag der HI wieder abgetragen, so dass der Marstall im EG wieder seine Original-Fläche erhält.

Marstall erstes Geschoss

Die Umwehrung wurde nachträglich verbreitert, damit die Balken des Marstalls darauf gelegt werden konnten. Ebenfalls nachträglich wurde das Fachwerk um den Wehrgang eingebaut.

Holzdecke ist in einem sehr schlechten Zustand, daher den Besuchern genau erklären, wo nur zu gehen ist.

Marstall zweites Geschoss

Direkt nach dem Treppenaufgang stehen bleiben, da hier die Bodendecke nicht begehbar ist!

Die Dachkonstrukion ist noch original und sehr sehenswert. Vor einigen Jahren hatten Architekturstudenten der FH Wiesbaden die Anlage besichtigt und teilweise untersucht. Sie waren von der Konstruktion und der Statik begeistert.

Von der benachbarten Dachstube aus kann man noch die alte Aussparung des Giebels erkennen der ersten Burganlage (?).

Zehntscheune

Die Zehntscheune wurde (lt. Herrn Knöß HI) ca. 100 Jahre nach dem Marstall gebaut (aus welcher Quelle stammt das Datum auf dem Schild am Eingang der Zehntscheune 1494 ???).

Im Innern kann man sehr deutlich den umlaufenden Wehrgang erkennen.

Im linken hinteren Bereich sieht man noch die Reste des verbauten Eckturms. Dieser Eckturm ist auf manchen alten Stichen noch zu sehen. Sehr wahrscheinlich war der Turm Teil der Wehrmauer. Zunächst wurde der Marstall an ihn herangebaut, später wurde der Turm in den Stall integriert. Auch die Zehntscheune wurde erst später an den Marstall angeschlossen, was erklärt, dass der Turm auch erst später von außen ganz verschwand.

Auch in der Zehntscheune finden sich Reste der Klappläden des Schlosses.

Zur Zeit des Schlosshotels Schellhaas wurde eine Feuerwehr benötigt, für deren Gerätschaften der obere Teil der Zehntscheune abgemauert wurde.

Kapelle

Ursprünglich war der heutige Raum der kleinen Kapelle auch Zehntscheune. Im 20. JH wurde die Kapelle eingerichtet, damit die katholischen Mitbürger einen Raum für ihren Gottesdienst hatten.

Die Eingangstür ist auf alt getrimmt („Disney Land“) und stammt nicht aus der Erbauungszeit.

Bei anschließender Besichtigung der Vorburg von der Burggrabenseite aus unbedingt auf dem oberen Weg bleiben, da alle anderen Wege noch wegen des Sturmschadens nicht begehbar sind.

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